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Samstag, 22. Februar 2014

Maulbronn

Eingemauerte Katze in der Klosteranlage als Abwehrzauber

Sehr geehrter Herr!
Da Sie sich so auffällig opferwillig zeigten, darf ich Sie vielleicht um 7 M oder gleich um den Revolver bitten. Nachdem Sie mich zur Verzweiflung gebracht, sind Sie doch wohl bereit, mich dieser und sich meiner rasch zu entledigen...
"Vater" ist doch ein seltsames Wort. Ich scheine es nicht zu verstehen. Es muß jemand bezeichnen, den man lieben kann und liebt, so recht vom Herzen. Wie gern hätte ich eine solche Person!...
Ihre Verhältnisse zu mir scheinen sich immer gespannter zu gestalten, ich glaube, wenn ich Pietist und nicht Mensch wäre, wenn ich jede Eigenschaft und Neigung an mir ins Gegenteil verkehrte, könnte ich mit Ihnen verkehren, könnte ich mit Ihnen harmonieren. Aber so kann und will ich nimmer leben und wenn ich ein Verbrechen begehe, sind nächst mir Sie schuld, Herr Hesse, der Sie mir die Freude am Leben nahmen...

(Brief des 15-jährigen Hermann Hesse an seinen Vater am 14. September 1892 aus der Heilanstalt Stetten - nach einem Aufenthalt im Kloster Maulbronn)

Weitere Informationen - "Der Spiegel 3/1967"
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45522536.html


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