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Mittwoch, 4. Juni 2014

fliegt schnell laut summend

The 1960 in Dresden born art student Dagmar Dimitroff, was drummer of the legendary 1st LP "Die Tödliche Doris" (1982). Her voice interprets the unforgetable 'fliegt schnell laut summend' and she performed at the "Festival of Ingenious Dilletants" in Westberlin 1981 together with Nikolaus Utermöhlen (1958 - 1996) and Wolfgang Müller with a wig-hair-bikini. 

KN präsentiert:

Fliegt schnell laut summend
Hommage an Dagmar Dimitroff
(1960 – 1990)
 
Eröffnung: 6 Juni 2014, 18 Uhr
              
Book Release/
Die Tödliche Doris - Interviews (1981 - 1982) 
Hybriden Verlag, mimas atlas # 16, Book - Wolfgang Müller
Fotografie - Anno Dittmer
Video - Adi Schroeder
Kuratiert von Jana Nowack

Die Galerie KN, liegt genau zwischen Risiko, Anderes Ufer, Penny Lane Frisörladen und dem Merve-Verlag – zentralen Spielstätten von Wolfgang Müllers Kultreader „Subkultur Westberlin 1979 – 1989 Freizeit“. Im Mai 2014 wird das Buch in 4. Auflage erscheinen.
 
Der Anlass der Ausstellung fliegt schnell laut summend ist die Veröffentlichung von mimas atlas # 16 „Die Tödliche Doris – Interviews“. Die im Hybriden-Verlag erscheinende Audio-Edition (www.hybriden-verlag.de )
enthält seltene, teils unveröffentlichte Tondokumente, Texte und Fotos von und mit Dagmar Dimitroff, Nikolaus Utermöhlen, Wolfgang und Max Müller aus dem Jahr 1981 - 1982.
 
Die Post-Punkband Die Tödliche Doris wurde 1980 von dem Kunststudent Wolfgang Müller (*1957) und seinem Kommilitonen Nikolaus Utermöhlen (1958 – 1996) in Westberlin gegründet. Einige Monate später schloss sich die Kunststudentin Chris Dreier dem Projekt als Drummerin und Bassistin an. Bereits nach ihrem ersten öffentlichen Auftritt 1981 im besetzten Kulturzentrum Kuckuck – das Repertoire der Tödlichen Doris umfasste da gerade mal vier Songs – bot Produzent Alfred Hilsberg den Performern einen Schallplattenvertrag über drei Alben auf seinem Zickzack-Label an.
 
Ein Jahr nach der Gründung verließ Chris Dreier die Band, tourte mit einem Zirkus und arbeitete als Hummerfischerin in Schottland. Heute lebt und arbeitet die Künstlerin in Berlin (http://www.chrisdreier.de). Die Kunststudentin Dagmar Dimitroff, welche nach 10 Monaten Haft in der DDR nach Westberlin exilierte und ursprünglich aus Dresden stammte wurde nun Schlagzeugerin der Tödlichen Doris. 
 
Im gleichen Jahr, 1981 erstellte die Modeschöpferin und Schauspielerin Tabea Blumenschein für das Tödliche-Doris-Audiotape „Tabea und Doris dürfen doch wohl noch Apache tanzen“ Songtexte und Zeichnungen. Sie sang und designte Kostüme für Walther Bockmeyer, Ulrike Ottinger und für Auftritte der Tödlichen Doris. Unter den von Tabea Blumenscheins entworfenen und geschneiderten Kostümen befand sich auch das kurze, schwarze-weiße Batikkleid, welches kürzlich neben dem legendären Knochen-Bikinikostüm von Nikolaus Utermöhlen in der Ausstellung „Danke - Die Tödliche Doris“ zu sehen war.
 
Das Leben des Sid Vicious
 
Dagmar Dimitroffs Sohn, der 2jährige Oscar spielte die Hauptrolle in einer der bekanntesten Super-8-Filme der Tödlichen Doris „Das Leben des Sid Vicious“ (1981). Der Film wurde realisiert von Nikolaus Utermöhlen und Wolfgang Müller. Er entstand nach einer Idee von Max Müller, der heute Kopf der Band MUTTER ist (http://muttermusik.de)
 
Im Jahr 1982 erschien die zweite Vinylproduktion der Tödlichen Doris: Auf dem längst vergriffenen Album mit dem Nicht-Titel  „                  “, stammen die Schlagzeugtracks von Dagmar Dimitroff. Zudem röchelt sie Urlaute in „Stümmel mir die Sprache“ und sang das Lied „fliegt schnell laut summend“, welches Nikolaus Utermöhlen und Wolfgang Müller für ihre Stimme getextet und komponiert hatten. Poptheoretiker Diedrich Diederichsen empfahl in der Musikzeitschrift Sounds das heute als Rarität hochgehandelte Album (als MP3 hier kostenlos zum Download: http://home.arcor.de/rattenjule/dorismp3.htm#pantoffeltieramoebe) in höchsten Tönen, nannte es unvergleichlich – machte zugleich darauf aufmerksam, dass der Musikhörer von der Tödlichen Doris wohl kaum musikalische Kompromisse erwarten dürfe.
 
MERVE-Verlag
 
Nach der Teilnahme am Festival der Genialen Dilletanten, verfasste Dagmar Dimitroff für das von Wolfgang Müller herausgegebene MERVE-Manifest „Geniale Dilletanten" das philosophische Essay „Energiebeutel und Zeitblase“. Ein Jahr darauf wurde es von Müller/Utermöhlen als gleichnamiger Super-8-Film verfilmt.
 
Als Die Tödliche Doris 1981 eine Einladung zur documenta 7 und ins Musée d’Art Moderne nach Paris erhielt, schloss sich Dagmar Dimitroff einem esoterischen Guru aus Ungarn an, der in Westberlin die Subkulturszene unsicher machte. Ihre Kunstproduktion stellte Dagmar Dimitroff in der Folge mehr und mehr ein. Ob von ihren Bildern und Objekten heute noch etwas existiert, ist unsicher. (Die Galerie KN würde sich über diesbezügliche Meldungen von Sammlern freuen: E-mail: kn.info.art@gmail.com).
 
In der Ausstellung fliegt schnell laut summend werden teils unveröffentlichte Fotografien von Anno Dittmer und unbekannte Videos mit Dagmar Dimitroff gezeigt. Darunter das vom ZKM restaurierte, bisher öffentlich nie gezeigte schwarz-weiß Video von Adi Schroeder vom Auftritt der Tödlichen Doris auf dem Festival der Genialen Dilletanten im Tempodrom. Auf diesem Video lässt sich dann auch der legendäre Perückenhaarbikini bewundern, mit dem Dagmar Dimitroff seinerzeit auftrat und der sich heute in der Kunstsammlung von Anton Henning befindet. Zudem wird eine Aufnahme der „Wassermusik“, die einzige gemeinsame Performance von den Einstürzenden Neubauten und der Tödlichen Doris im Risiko 1982 zu sehen sein. Hartmut Andryczuk vom Hybriden-Verlag wird anwesend sein und eine Einführung geben.
 
Im Jahr 1990 kam Dagmar Dimitroff mit ihrer Schwester Verena und ihrem Sohn Oscar bei einem Autounfall ums Leben. Die Herausgabe von mimas atlas  # 16 – Die Tödliche Doris, Interviews im Hybriden-Verlag, ist für Wolfgang Müller, Gründungsmitglied der Tödlichen Doris auch seine persönliche Hommage an Dagmar Dimitroff. 
Die Ausstellung ist vom 7 Juni bis zum 11 Juli 2014, Mittwoch bis Samstag von 14 – 18 Uhr zu sehen.

mimas atlas # 16
Auflage: 100, Preis: 50.- Euro
Mit einer Originalzeichnung von Wolfgang Müller
Fotografien: Anno Dittmer 
www.hybriden-verlag.de

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